Sonntag, 10. April 2011

Was mache ich überhaupt in Hollywood?

Freitag kam ich von der Arbeit und verabredete mich gleich mit ein paar Leuten auf ein Feierabend Bierchen am Hotelpool vom Roosevelt Hotel. Mein 8 Dollar (+2 Dollar Tip) teures Bier hatte ich mir auch reglich verdient nach einer super anstrengenden Woche.





Da lag ich nun auf meiner Liege. Im Pool planschten ein paar Leute, während der Rest entweder wie ich das Wochenende einläutete oder die restlichen Urlaubstage in Los Angeles genießten. Ich spürte eine derartige Zufriedenheit in mir, die ich schon lange nicht hatte. Der Hotelpool am Roosevelt Hotel in Hollywood an einem Freitag Nachmittag ist wahrscheinlich der unpraktischste Ort an dem man/Mann über den Sinn seines eigenes Lebens nachdenkt, aber es kam einfach über mich.
"Macht mein Leben hier überhaupt irgendeinen Sinn?" Als ich damals mit der Uni fertig war stand ich, wie jeder andere wahrscheinlich auch, vor dem Scheideweg seines Lebens: Was mach ich jetzt überhaupt mit meinem Leben? Diese Entscheidung halte ich nämlich für mit einer der wichtigsten im ganzen Leben, denn dein erster Job nach dem Studium würde deine Laufbahn/ Leben wahrscheinlich für immer prägen.

Eigentlich hatte ich 3 Optionen zur Auswahl:

1. Ich bewerbe mich auf einen Job im Marketingbereich in einem random Düsseldorfer Unternehmen, geh jeden Tag um 13 Uhr in die Mittagspause mit meinen Kollegen und unterhalte mich über Geldanlagen, Fußball und TV Shows. Jeden Dienstag quetsche ich mich dann in die Lackaffen Disco Rudas Studios, laber oberflächliche Scheisse mit irgendwelchen Düsseldorfer Schnöseln und gehe dann pünktlich nach Hause, damit morgen nicht im Büro mit dem Finger auf mich gezeigt wird, dass ich es gewagt habe feiern zu gehen, anstatt mich im besten Sinne des Unternehmens auszuruhen, damit ich den morgigen Arbeitstag mit vollem Elan meistern kann. Mein sich immer wiederholendes Highlight am Wochenende besteht dann darin ein Thunfischsteak im Szenerestaurant "basils" zu verspeisen und am Nachbartisch dem Obersponko Ralf Möller dabei zuzusehen, wie er von billigen Düsseldorf Golddiggerinnen angegraben wird. Der Abend wird dann natürlich abgerundet in der Obergääähhhhhn Disco schlechthin: Nachtresidenz.

2. Ich arbeite in meiner Lieblingsstadt Berlin für einen Hungerlohn in der Entertainment/Mode Industrie und erlebe mit, wie die Stimmung meiner Stammkassiererin im Pennymarkt am Prenzlberg in den Monaten September-April auf -10 Grad einfriert, genau wie der graue Beton auf den Straßen der Hauptstadt. Desweiteren verschwende ich meine Energie damit von der "coolen" Berliner Hipster Szene als Rheinländer akzeptiert zu werden und wundere mich jedes Mal: so geil Berlin auch ist, diese "möchtegern, ich mach einen auf realen Berliner" Shitshow geht mir so auf die Nüsse. Dat könnt ihr euch jarnicht vorstellen. Und meistens sind es die Leute, die selber hinzugezogen sind, aber beim Einzug direkt ihre eigentliche Identität abgelegt haben, um bloß nicht als "Nicht Berliner" erkannt zu werden, weil man dann ja kein richtiger Berliner Mitte, kreuzberg, Neukölln whatever Hipster ist. BULLSHIT.

3. Ich geh nach LA. Da Wo alle hingehen um irgendwas zu reißen. Keiner weiß so richtig was. Aber hey. Es ist tinseltown : Everybody wants to be somebody else.

Dass ich mich für Punkt 3 entschieden habe liegt vor allen Dingen daran, dass ich durch meine ganze Herumreiserei  in meinem Leben die Angst vor neuen Abenteuern verloren habe. Ich habe keine Angst davor, etwas neues zu beginnen, weil ich genau weiß: wenn ich hart genug für meinen Traum arbeite und nett zu meiner Umwelt bin, krieg ich irgendwann auch was zurück. Auch wenn für viele der Abschluss des Studiums gleichzusetzen ist mit dem Ende von allem was Spaß macht und Freiheit bedeutet, kann ich mich nicht mit dem Gedanken anfreunden. Und ich wehre mich vehement dagegen. Denn jeder ist seines eigenen Glückes Schmied. Oder wie geht der Spruch nochmal? Ihr wisst zumindest was ich meine.
Aber eins kann ich euch sagen. Nach LA zu gehen, alles hinter sich zulassen ist tougher als man denkt. Denn genau das machen mit dir zusammen Tausend und Abertausend junge Leute und KEIN einziger wartet auf einen in LA. Kein einziger wartet darauf mir bei der Wohnungssuche zu helfen, mir einen Job zu besorgen oder was auch immer. Die ganze Stadt ist viel zu beschäftigt damit irgendwie zu versuchen berühmt & erfolgreich zu werden.

Ich muss sagen, bei mir liefs am Anfang richtig Super...........SUPERSCHEISSE. Mir ging relativ schnell die Kohle aus, die 2-3 Leute, die ich in LA von früher kannte gingen auf einmal nicht mehr ans Telefon und auch sonst lief alles eher semi gut. Ja klar denkt man dann an den Abbruch und daran zu Mami und Papi wieder nach Hause zu kommen, aber als ich genüßlich auf meiner Liege relaxte wurde mir zum ersten Mal richtig klar: ich bin richtig froh, dass ich das durchgezogen habe. Diese Erfahrung kann mir keiner mehr nehmen.

Ob ich mir vorstellen kann für immer hier zu leben? Keine Ahnung, ich hätte nix dagegen irgendwann nach Deutschland zurückzukommen. Im Moment fühle ich mich sehr wohl, die Sonne scheint fast jeden Tag, ich wohne fast am Strand und wirklich jeden Morgen wache ich auf, mit der Vorfreude auf ein neues Abenteuer. Ich habe schon einige Städte besichtigt, aber in keiner anderen Stadt kann es dir passieren, dass du von einer random Person in der Bar angesprochen wirst, ihr gegen Ende des Abends entschließt eine Band zu gründen, in einem Monat den ersten Auftritt in einer Dive In Bar habt und 6 Monate später schon auf der Bühne vor tausenden Leuten spielt. Auch wenn es oft in den Medien als American Dream dargestellt wird, aber in keiner anderen Stadt ist die Wahrscheinlichkeit höher, dass dir sowas passiert (egal in welchem Métier) als in El Lay. Anything is possible...
Aber alles hat auch seine Schattenseiten: In den Agenturen LA`s ist Urlaub nehmen ein Fremdwort. Auf die Frage, wieviel Tage sie im Jahr gesetzlich Urlaub hat antwortete unsere Assistentin: "keine Ahnung, in den ersten Jahren wenn du gerade neu bist, nimmt hier eh keiner Urlaub. Das ist so üblich hier." Ihr Chef ergänzte nur mit nem leicht ironischen Grinsen " Dude du brauchst keinen Urlaub, du lebst hier wo andere Urlaub machen!" Na Prost Mahlzeit dachte ich mir...
Ja und es stimmt: vieles ist Fake hier in LA, wahrscheinlich sind die Brüste von 50% der Mädels die gerade am Pool chillen fake, wahrscheinlich sind 90 % aller Möchtegern Hollywood Schauspieler charakterlich fake. Aber ich muss sagen, dass ich schon einige verdammt coole Leute kennengelernt habe, von denen ich mittlerweile behaupten kann, dass sie "wahre Freunde" sind.

So ich will mal nicht sentimental werden....
Apropos Fake. Leicht angeschwipst machte ich mich mit meiner Badebuchse auf den Weg nach Hause als auf einmal Mister Fakeheit in Person vor mir stand und vor ein paar wenigen Fotografen rumposte: ....

Ich erzähl morgen weiter. Meine Finger tun weh. Stay tuned. Startet gut in die Woche!

Love & Light aus El Lay

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